Das Schreien begann

Neun Monate war meine Mutter ganz für mich da. Jede Sekunde im Sommer, Herbst und Winter 1980/1981 liebkoste mich ihr Herzschlag, hörte ich ihre Stimme dort draußen, gurgelten die Geräusche ihres Magens und Darms lustig um mich herum, während ihr Atem mein aufblühendes Bewusstsein in Geborgenheit wiegte. Wie ein einziger Organismus waren wir, lebten im gemeinsamen Kreislauf aus jenem Blut, das noch heute in mir fließt.

In Mamas Bauch, in dem ich körperlich und psychisch auf das Engste mit ihr verbunden war, wuchs etwas, das mich mein ganzes Leben in Verzweiflung treiben sollte. Der unstillbare Wunsch, meine leibliche Mutter zu finden, meinen Vater, meine Geschwister und zu erfahren, woher ich eigentlich komme.

Mama und ich waren eins.
Bis ihr Schreien begann.
Bei meiner Geburt am 26. Januar 1981.

Mamas Gesicht konnte ich hinter meinen geschlossenen Lidern nicht sehen. Ihre Stimme und ihr Geruch jedoch waren ganz nah. Legten sich für einen kurzen Moment auf mich. Die Nabelschnur wurde durchtrennt, Hände griffen und nahmen mich hoch……

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